Wie geht's jetzt weiter...?


FAQ

Was ist die „Burnout-Seuche“?

 

Die Wissenschaft spricht mittlerweile tatsächlich von einer „regelrechten Seuche“ des Burn-Out-Syndroms in ganz Europa. Schätzungsweise leidet oder litt bereits jeder 5. Bürger mindestens schon einmal an diesem schwerwiegenden Erschöpfungs-Zustand. Die Kosten, die aktuell durch Burnout verursacht werden, belaufen sich auf schätzungsweise 20 Milliarden Euro. Die Dunkelziffer ist wegen der Scham und der Unkenntnis der Betroffenen um ein Vielfaches höher! Therapien sind derzeit alle nur nachgelagert und mit äußerst unterschiedlichen Erfolgen.

Das Augenmerk muss auf die Prävention gerichtet werden. Denn WENN es erst einmal zum Zusammenbruch gekommen ist, lässt sich das nicht mehr ohne weiteres umkehren!

Allgemein gilt die Regel: je weiter der Burnout-Prozess vorangeschritten ist, desto mehr Zeit und Therapie bedeutet es, ihn wieder umzukehren. Einmal in Gang gesetzt entwickelt die, nach unten gerichtete und immer schneller werdende, Burnout-Spirale eine immer stärkere Eigendynamik, die zu durchbrechen immer mehr Kraft erfordert. Tragischerweise lässt auch die Kraft wieder aus dem Loch herauszukommen mit zunehmender Dauer des Burnout-Prozesses nach. Dieses alles verschlingende schwarze, leere Loch, das nicht selten neben dem Leben gähnt, welches sich in letzter Zeit fast nur noch ausschließlich einem großen Thema verschrieben hat, macht schreckliche Angst! Dann lieber weiter den „Zombie-Hamster“ geben und noch eine Runde auf dem Teufelsrad drehen…??

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Was bedeutet es denn überhaupt „ausgebrannt“ zu sein?

 

Der Standard-Satz ist dazu: „Wer ausgebrannt ist, hat vorher für etwas gebrannt“. Das Ganze optisch mit einem Streichholz aufbereitet, das an beiden Enden angekokelt ist. Schick, ich weiß. Burnout-Patienten fühlen sich davon allerdings nicht besonders angesprochen. Denn in erster Linie ist es ein erschreckendes Gefühl, dieses „ausgebrannt sein“. Manche berichten gar von einer „Nahtod-Erfahrung“ und bezeichnen mit diesem Ereignis einen „wendegebenden Zusammenbruch“. Einen „Point Zero“. Einen Ort an den man nie mehr zurückkehren will.

Das Gefühl, das neben diesem Gefühl kein anderes Gefühl mehr da ist. Nie mehr wieder. Und auch kein Wunsch mehr. Kein Wollen nach irgendwas. Kein Sollen. Alles, wofür wir uns eben noch so „brennend“ eingesetzt haben, ist plötzlich (nicht selten von einem auf den anderen Moment) „abgefackelt“. Weg. Wir haben es auf dem Weg verloren, es ist plötzlich (wie wir da noch irrtümlich glauben) aus uns herausgefallen, irgendwie, keiner weiß genaues darüber. Vergreult durch so viele kleine, gefühlsmäßig voll ignorierteTiefschläge, Nackenschläge, Enttäuschungen, Rückschläge und perfide Fußtritte. Wir haben es aus uns heraus verloren, obwohl wir es doch unbedingt behalten wollten! Unser Glück, unsere Zukunft, unser Selbstwert, unser Leben (?!) hing doch davon ab! (Dachten wir).

Der Wahnsinn in dieser Denke wird erst im Rückblick erkennbar. Und auch nur langsam. Wir haben unsere Kraft, unsere Zeit, unsere Energie, unsere Emotionen, unsere Zukunft, … daran gehängt. An ein ganz bestimmtes Ziel. Wir haben dafür gelebt, dass es klappt. Auch nicht selten gegen alle Kommentare des Umfeldes und immer wider alle Vernuft! Und plötzlich – ist da nichts mehr. Nicht selten wird aus dem Lonesome-Rider, der ganz allein spielend die ganze Wüste in Schach hielt, sogar von einem auf den anderen Moment eine Mega-Couch-Potatoe. Zuerst wehrt man sich innerlich noch dagegen, von dieser Dunkelheit verschlungen zu werden – aber dann kostet auch das edle Aufbegeheren irgendwann zu viel Kraft und es beginnt einem einfach alles egal zu werden. Das Feuer ist ausgegangen. Und niemand ist es jemals gelungen einen kalten Grill wieder anzuschmeissen… Solange wir das nicht begriffen haben, können wir uns nicht entspannen und den Absturz nicht geniessen.

 

 

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Wer brennt da aus?

 

Lange weiß man, dass nicht nur Feuerwehrmänner ausbrennen (haha) und dass dieses den Zeitgeist spiegelnde Syndrom schon lange nicht nur die „helfenden Berufe“ betrifft. Torwarts, Politiker, Filmstars und Auslandskorrespondenten erkranken daran, genauso wie eine Vorort-Hausfrau und ein Teilzeit-Postzusteller…

Der Unterschied scheint alleinig darin zu liegen, dass jene, die den größten Mitteilungsdrang besitzen und die z.B. noch in der Therapie ein Buch darüber schreiben, offenbar noch immer nicht ganz am Ende waren. Die BILD-Zeitung strotzt vor Storys, genauso wie der SPIEGEL, der FOKUS, die TZ und die BRIGITTE… Wir, die Betroffenen, können es schon nicht mehr hören und vermeiden das mittlerweile inflationär gebrauchte Wort „Burn-Out“ bereits. Wir wissen: wer einen Burnout bis zum Ende erleidet, der schreibt nicht mehr, der gibt auch keine Interviews mehr, der sagt auch nichts mehr, der ist nämlich schon fast nicht mehr…

Ja und auf die Fragezu antwoten,wer alles so ausbrennt muss ich antworten: WIRKLICH JEDER!!

Sogar Hunde können einen Burnout kriegen! Ja, Ihr lacht… ist aber bewiesenermaßen so! Stellt Euch vor: ein Tier wird Tag für Tag intensiv beschäftigt, gefördert und darüber immer positiv bestätigt. Er entwickelt sowohl nach der Aktivität, als auch nach der Bestätigung (~ dem Erfolg) ein süchtiges Bedürfnis. Außerdem hat er einen – zum Normal – erhöhten Adrenalinspiegel, der bitteschön abgefeiert werden möchte! Und nun stellt Euch vor, der Hund verletzt sich und darf ab sofort keinen Sport mehr machen. Alles wofür er „brannte“, alles wofür er „lebte“, woran er seine Hoffnungen, seine Freude, seine Kraft, seine Identifikation und seine Erwartungen hängte, gibt es nicht mehr. Nie mehr…

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Gibt es einen Burnout-Prozess?

 

Es gibt die klassischen 7 Stufen des BURN-OUT

1.
Ideologie: man „brennt“ für eine Idee. Es wird viel Energie eingesetzt, ohne dabei auf Re-Payment oder Ausgleich zu achten. Bald machen sich erste Anzeichen einer Erschöpfung auf Grund von wiederholten Enttäuschungen bemerkbar.

2.                                                                                                                                                   Reduziertes Engagement: Innere Kündigung, heimlicher Rückzug, uneingestandene Trauer.

3.                                                                                                                                                    Emotionale Reaktionen: Depressionen, Aggressionen, Schuldzuweisungen ins Außen.

4.                                                                                                                                                    Abbau: schwindende Leistungsfähigkeit, Konzentrationsmängel, Fehler, Überforderung.

5.                                                                                                                                                    Verflachung: Desinteresse, Langeweile, Überdruss, Rückzug, Sinnfragen – Sinnlosigkeit. Umwertung der Werte beginnt.

6.                                                                                                                                                    Körperliche Krankheiten: Psychosomatische Reaktionen. Psychische Auffälligkeiten: Zwänge, Ängste, Panik-Attacken, Verfolgungswahn, Depressionen, …

7.                                                                                                                                                    Vollkommene Verdunkelung der Seele: Kontrollverlust und offensichtliche Depression. Verzweiflung, man gibt sich selber die Schuld am eigenen Versagen (bezeichnenderweise auch für Dinge, die nie in der eigenen Radius lagen). Umwertung der Werte ist vollendet „Warum das Ganze?“. Sinnleere, Zukunftsverlust, Nihilismus, Selbstverletzung, vollkommener Rückzug, Arbeitsunfähigkeit, manchmal Lebensunfähigkeit, Teil-Invalidität, Invalidität, Suizid.

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Ist Burnout ansteckend?


:-D  Gute Frage  :-D
Nicht in dem Sinne, wie ein Schnupfen natürlich, gottseidank! Aber interessanterweise gibt es zwei „Ansteckungs-Mechanismen“, die alle Betroffenen (leider erst hinterher natürlich) zu berichten wissen:

1.    Wenn man einmal einen Burnout hatte (der damals zumeist „unerkannt“ ablief), dann ist die Wahrscheinlichkeit mehr als „hoch“, daß es demnächst zu einem zweiten (und auch zu einem dritten, dann fatalen) Burnout kommt.
Merke: „Nach dem Burnout ist vor dem Burnout!“

2.    Wenn in einem beruflichen, oder privaten Umfeld ein Mensch durch einen Burnout auffällt, kippen in aller Regel gleich noch ein paar Leute mit um, die plötzlich kleinlaut sagen: „Du – ich auch!“.
 

Wobei es aber leider – von der Sonne der Medien mitbeschienen – eine Menge „Burnout-Maulwürfe“ gibt ;-), Trittbrettfahrer, die nach einem schicken und greifbaren Erklärungsmodell für ihre aktuellen Beschwerden suchen. Viele, die sich enttäuscht und kraftlos fühlen, die die Verantwortung für ihre Entscheidungen und Prozesse nicht annehmen wollen und die es gewohnt sind, mal pauschal „die Anderen“ für ihren eigenen Zustand verantwortlich zu machen… Da kommt einem die Opfer-Rolle durch Burnout manchmal genau recht… Etwas, was uns „Originale“ schwer nervt – dieses Aufweichen und Gleichmachen und Breitreden… „Wir sind Papst! Deutschland ist ausgebrannt!“.

Insofern steckt Burnout also nicht an – aber es gibt Situationen und Umstände, die es entsprechend disponierten Menschen leichter machen auszubrennen, als andere Umstände. Es gibt außerdem „ausbrenn-trächtige Unternehmensstrukturen“, in denen die Mitarbeiter manchmal gleich reihenweise qualmend aus den Latschen kippen. Interessanterweise sind dies Strukturen in denen „Wahrheit“ nicht besonders hoch im Kurs steht…


 

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Wie entsteht ein Burnout?

Der psychologische Trigger:

Bleibt trotz des überdurchschnittlich hohen Engagements der erhoffte Erfolg aus, wird das zunächst verleugnet („kann nicht sein, darf nicht sein!“). Und parallel wahnsinnigerweise durch noch mehr Engagement ausgeglichen.

Die Iren haben dafür ein schönes Bild geliefert! Sie feiern leidenschaftlich gerne und putzen sich für einen solchen Anlass stets herrlich heraus, um ihn gebührend zu würdigen. Wenn nun etwas schief geht – vielleicht ist die Band besoffen :-D – wird der Ire fuchsig und sagt: „I did get not dressed for nothing!!“. Dann muss wenigstens ein zünftiges Besäufnis und eine saftige Schlägerei herhalten, um die aufgebaute Energie abzulassen… Eine gute Burnout-Prävention eigentlich! Aber dieses „I did not get dressed for nothing!!“ ist ein kennzeichnender Prozess für den fortschreitenden Burnout. Es ist ja nun nicht so, dass wir nicht bemerken würden, was da gerade passiert. Es ist vielmehr so, dass wir das nicht akzeptieren können! „Jetzt wo ich schon so viel investiert habe, muss aber endlich mal was passieren hier…!!“. Die Wahrheit ist: muss gar nicht. Wer sagt das überhaupt?? Wahrscheinlich auch das bei „den Burni’s“ überdurchschnittlich ausgeprägte Gerechtigkeitsempfinden.

Man sucht zuerst in „den Umständen“ (die mal wieder ausnahmslos schwierig und kompliziert sind) die Schuld für das Scheitern der eigenen Einsätze. Man fühlt sich nicht erkannt, nicht gewertschätzt, „mutwillig blockiert“ und leidet „unter der Doofheit der Anderen“. Ungerecht!!

Dann kommt der Punkt, wo andere und auch man selber, das ewige Gejammer nicht mehr hören können. Dann richtet sich der Blick zum ersten mal dahin, wo man was ändern könnte: auf sich selber. Leider aber ist dieser Blick nicht produktiv und lösungsorientiert, sondern erbarmungslos und anklagend. Man sucht ab sofort die Schuld für ein – zumeist nur subjektiv erlebtes – „Scheitern“ und „Versagen“ alleinig bei sich selber. Ein kläglicher Versuch doch noch die Kontrolle darüber zu erlangen… Man macht sich selber runter wegen seiner Unfähigkeit diese Situation in den angedachten (vielleicht gar nicht möglichen) Erfolg zu führen. Das oft niedrige Selbstwertgefühl treibt den Menschen einerseits an. Andererseits torpediert es ihn gleichzeitig als „Innerer Kritiker“ und macht seine Bemühungen immer wieder runter (zu wenig, das Falsche, war ja klar, das kannst Du sowieso nicht, …).

Da das Burnout-Syndrom ein Syndrom der Superlative, der Übertreibungen und auch des Irrsinns ist, tritt damit verbunden nun seltsamerweise aber auch oft ein narzißtisches Gefühl der Unentbehrlichkeit auf. Dieses rechtfertigt zugleich die Hyperaktivität und die Borniertheit. („Wenn nicht ich, wer dann?!“   und  „Ohne mich geht hier doch alles sofort den Bach runter!!“  und  „Ich bin verantwortlich!“   und   „Man zählt auf mich!“  und  …).

 

Der pysiologische Trigger:

Durch eine fortlaufende Überbeanspruchung der hormonelle Streßachse (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin), kommt es schließlich am Ende dieser Selbst-Ausbeutung zum physischen und psychischen K.O. Jeder, der sich emotional und seelisch für etwas (über) engagiert und dann (über Gebühr) enttäuscht wird, erleidet früher oder später eine Art Burnout. Wenn sich die Investitionen in unser Leben nicht auszahlen (~ fehlendes Repayment) und wir nicht zurückerhalten, was wir brauchen (~ Energie), dann brennen wir ganz einfach aus. Die Burn-Out-Spirale wieder anzuhalten, ist fast unmöglich, weil sie sich über mehrere tückische Mechanismen selbst befeuert. Und wenn wir es bemerken, ist es dann meistens schon viel zu spät.

Mit den total strapazierten Adrenalin-Rezeptoren stellt es sich wie folgt dar: Adrenalin ist ein Streßhormon und stellt ein zeitlich begrenztes Not-Programm dar, um über krisale Situationen zu kommen. Es ist ein Urzeit-Programm, das unseren Vorvätern half beim plötzlichen Auftauchen ungern gesehener Ur-Monstren den Lendenschurz in die Hand zu nehmen und fix über die Brombeerhecke zu setzen… Das System ist nicht dazu ausgerichtet dauerhaft eine energetische Minusbilanz zu finanzieren, indem es sie hormonell mit „falsch hohen Werten“ ausgleicht. Dabei ist dem Körper völlig schnuppe, ob es sich um sogenannten „negativen“ Dys-/ oder „positiven“ Eus-Stress handelt. Stress ist Stress und löst immer die „Hypophysäre Streßachse“ aus, was in der Nebennierenrinde in der Produktion von Adrenalin und Nor-Adrenalin endet. Die Seele weiß natürlich, dass das Tekkno-Konzert „Spaß“ ist und der Stress „positiv“ – aber fragt mal die Hormone!!

Damit werden wir, ohne es zu merken, zu Adrenalin-Junkies und tun alles, um diesen als wohltuend erlebten „Pegel“ oben zu halten. Gerät der Körper so in einen Dauerzustand der Alarmiertheit, drückt irgendwann jemand im Gehirn auf RESET. Um endlich mal Klarheit zu kriegen, was dieses ganze Dauer-Chaos eigentlich auslöst. Und dann liegst Du da. Ich persönlich gehe sogar so weit eine Art „Adrenalin-Mangel-Depression“ hinter diesem plötzlichen Spontan-Zusammenbruch des gesamten Systems zu vermuten.

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Stimmt es, das Burnout zu Suizid, Invalidität oder Teil- Invalidität führen kann?

 

Leider ist die Antwort: JA!!

Es ist nicht bekannt, wieviele Suizide auf das Konto eines unerkannten Burnout gehen.

Es ist jedoch hinreichend bekannt, dass ein ausgebranner Mensch mindestens einmal im Laufe des Burnout suizidale Gedanken in unterschiedlicher Ausprägung hat. Das Grundgefühl ist: „Was soll das alles. Eigentlich kann ich auch gehen. Wer sollte mich schon vermissen. Was sollte ICH schon vermissen…“. Tatsache ist, dass ein solcher Mensch subjektiv vor einem Trümmerhaufen steht, was für Umstehende oft nicht emotional und logisch nachvollziehbar ist. Dennoch: die Vergangenheit ist zusammengebrochen, nichts ist mehr wie es war. Die Zukunft liegt im Rauch der Trümmer. Die Gegenwart ist ein gähnender Abgrund, oder einfach ein fades, kleines, trübes „Nichts“…

 

Adrenalin-Intoleranz

kann zu einer völlig, oder in Teilen verschwindenden Stress-/ und Frustrations-Toleranz führen, so dass der Betroffene „kleine“ von „großen“ Anforderungen nicht mehr auseinander zu halten vermag und alles in der gleichen Brutalität auf ihn eindringt und ihn lahmlegt. Es ist ein typisches Symptom bei Burnout im Endstadium, manchmal auch der Auslöser: jemand bricht unter scheinbar „normalen Entscheidungen“ plötzlich zusammen… Und kommt nicht wieder auf die Füße! Wenn dieser Zustand sich als nur teilweise reversibel erweist, spricht man von einer erworbenen Teil-Invalidität. Dieser Zustand kann sehr lange anhalten und sich dann langsam verbessern. Er kann aber auch lebenslang bestehen bleiben. Wenn dieser Zustand „einrastet“, sich auf schon vergleichsweise „kleine“ Stressoren bezieht und sich außerdem als völlig therapieresistent erweist, spricht man von erworbener Invalidität. Diese Person ist nicht mehr erwerbsfähig, weil sie am „normalen Leben“ nicht mehr adäquat teilnehmen kann.

Man muss sich das, wie eine erworbene Diabetes vorstellen (~ „Alterszucker“). Die Insulin-Rezeptoren sind durch die ständige Überbelastung, wegen der permanenten Überschwemmung des Blutes von Zucker, erschöpft (~ ausgebrannt) und schaffen das Arbeitspensum nicht mehr. Die Folge ist: Zucker wird zwar noch verstoffwechselt, aber nur in Teilen, weil kein Insulin in der erforderlichen Menge zur Verfügung steht. Mit den Adrenalin-Rezeptoren ist es genauso: durch die ständige Überbelastung sind sie fix und fertig und reagieren, indem sie „einfach dichtmachen“… 

 

Der Verlust der Werte

ist sogar noch schlimmer. Wir orientieren uns an unseren Werten, sie sind die Stufen auf der Leiter unserer Erfahrungen. Sie sind der Grund unseres Wollens und Ablehnens, sie sind uns Wegweiser und Identifikation. Auf Ihnen und ihrer Zusammenstellung baut sich unsere Persönlichkeit auf und auch unsere gesamte Kultur, deren Teil sie sind.

Wenn unsere eigenen Werte uns aber so dermaßen enttäuschen konnten (zum Beispiel werden unter vielen anderen Werte wie „wahre Liebe“   „Treue“   „Vertrauen“ in einem Trennungsprozess stark in Mitleidenschaft gezogen), trauen wir ihnen irgendwann nicht mehr. Sie sind das Navi und der Wetterbericht! Wenn uns die beiden so dermaßen in die Grütze geritten haben und wir mehrfach anstatt auf einem sonnigen Barbecue in einer vermodernden, umstürmten Kiesgrube landeten – dann können sie ja wohl nichts wert sein, oder??!! Radio Eriwan sagt dazu: „Im Prinzip schon“… Nur könnte man nun auch einwenden, dass die Zielbestimmung vielleicht etwas ungenau war: man wollte mal so richtig Wind machen und tiefschürfende Erlebnisse haben… Dafür ist die erreichte Location jedenfalls super! Außerdem kann man einwenden, dass man Werten nicht sklavisch folgen sollte, ohne einen Erfolgsabgleich zu machen. Und – auch wenn es weh tut: nicht alle Menschen und Prozesse sind es wert, dass man in sie investiert! Das hat mit den zugrundeliegenden Werten aber nichts zu tun, sondern mit durchgehend mangelnden Realitäts-Checks. Der Wert „Gute Arbeit abliefern wollen“ ist völlig in Ordnung – wenn er denn klar definiert ist. Zum Beispiel: „Arbeit auf einem Niveau, das der Bezahlung angemessen ist und mit dem ich mich wohlfühle“. Klingt schon anders… Wir aber sagen, ohne Definition was „Gute Arbeit“ und „Würdigung“ überhaupt beinhalten und was nicht: „Ich wollte gute Arbeit abliefern und keiner konnte das würdigen, darum ist gute Arbeit schlecht!“. Wir machen unser Scheitern also erstmal an unseren heiligsten Kühen, den Werten, fest. Und wir beschließen, dass SIE SCHULD SIND an unserem Scheitern! Wenn wir dann mal so weit sind, warum auch immer das Denken sich so entwickelt, als wäre es nicht schon schlimm genug – sind wir ganz unten. Vergangenheit im Eimer. Zukunft im Eimer. Werte-Orientierung, Identifikation und weite Teile der Persönlichkeit verloren….

 

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Heilt ein Burnout restlos aus?

 

Die Antwort ist: NEIN!! Es wird nie mehr so, wie es vorher mal war.

Was immer zu beobachten ist, ist ein lebenslang veränderter Streß-Toleranz-Pegel, ich möchte es mal eine „erworbene Adrenalin-Vorsicht“ nennen. Wer einmal total abgefackelt war, reagiert immer auf Stress anders, als Einer der noch glaubt „ihn jucke das alles nicht“. Es kommt nach der Ausheilung des Burnout zu einem inneren Widerwillen sich in „stressige Prozesse“ hineinziehen zu lassen. Es kommt zu einem zufriedenen „weniger ist mehr und noch weniger ist noch mehr“…

Zuerst toben wir ja lange und ausgiebig: „Wann wird denn das endlich wieder alles, wie es war, es war doch so toll, ich will das wiederhaben…!!“… Ach, wirklich… Dann stellen wir fest: das wird nie mehr, wie es mal war, wir bringen das gar nicht mehr, selbst wenn wir es wollten (was wir lange tun)! Und dann stellen wir fest, dass wir „krank“ waren und „stumpf“ und „wie abgeschnitten von unserem Körper-Empfinden und unseren Gefühlen“. Und dann stellen wir fest, daß wir auch nie mehr dorthin zurückwollen, wo wir herkamen. Aber plötzlich dann nicht mehr, weil unsere Werte „kaputtgingen“, sondern, weil wir unsere Werte vergewaltigt hatten und wir selber uns mit all unseren Grenzen gleich mit dazu. Und das jahrelang. Einige von uns sogar jahrzenhntelang.

 

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Gibt es typische Symptome, die bei allen Betroffenen gleich sind?

 

Die Antwort ist leider: NEIN!

Derzeit wird es als „Erschöpfungs-Depression“ beschrieben und im Zusammenhang mit der „Posttraumatischen Belastungsstörung“ betrachtet. Obwohl es zu fatalen Einbrüchen unter einem Burnout kommen kann, ist Dennoch ist der Burnout keine eigenständige Krankheit, sondern es handelt sich nur um ein „Syndrom“. Ein „Syndrom“ ist eine Zusammenballung verschiedener Symptome in unterschiedlicher Ausprägung, Zusammenstellung und Häufung. Das bedeutet umgangssprachlich formuliert:

„PAULA hat gehäuft Kopfschmerzen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, starke Menstruationsbeschwerden, manchmal Schwindel, erhöhte Lärmanfälligkeit, ihr Umfeld bemerkt eine Verflachung ihrer privaten Interessen und sie fühlt sich nie richtig ausgeruht….“

„KURTI hingegen hat Probleme mit Luft, die sich im Bauchraum staut, beobachtet neuerdings scheinbar allerlei Nahrungsunverträglichkeiten, hat Ein- und Durchschlafprobleme, ständige Rückenschmerzen, es piept seit Mittwoch leise in seinem linken Ohr und er kann sich schlecht konzentrieren, weil er schnell an seine Leistungsgrenzen kommt…“ 

„EDDI hingegen beobachtet an sich eine stark reduzierte Frustrationstoleranz mit einem Hang zu Aggression, außerdem stellt er sich immer häufiger Sinnfragen - manchmal glaubt er er sei regelrecht depressiv, dann nimmt er vermehrt Alkohol zu sich…“

So könnte man immer weiter aufzählen… Aber es gibt natürlich auch Symptome, die sich auffallend oft bei auffallend vielen Patienten finden:

Rückenschmerzen, Verspannungen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Tinnitus, Kopfschmerzen/Migräne, Tennis-/Mouse-Arm, Schwindel, Sehstörungen, Schlafstörungen, verlorenes Zeit-/Organisationsgefühl, nachlassender sexueller Appetit, Impotenz, Vergesslichkeit, Hyper-Nervosität, PMS/Menstruationsbeschwerden, Augenringe, Haarausfall, verschlechtertes Hautbild, Kribbeln in den Extremitäten, Infektions-Häufigkeit, Allergien, Candidiasis, Neurodermitis, …

„Echte Erholung“ finden viele nur unter Alkoholgenuss, beim Sport, oder oft auch gar nicht mehr. Sie wird fatalerweise aber nicht als fehlend erlebt. Auch die Schlafstörungen werden „dem momentanen Stress“ zugeschrieben und nicht ernst genommen – leider. Die Wochenenden sind auch nicht selten voller Arbeit und reichen schon lange nicht mehr aus, um die erforderliche Erholung zu ermöglichen. Die Energiebilanz ist schließlich ständig im Minus. Joker: „Wenn erst, dann…!“ aber „dann“ kommt nicht. „Dann“ kommt nie!

Ebenfalls sehr aussagekräftig sind die immer am Rande des Zusammenbruches auftauchenden, zwanghaften Fragen: „Warum ausgerechnet jetzt?!“ und  „Warum ausgerechnet ich?!“  und  „Wie lange dauert das denn hier noch?!“.

Der Verlust der Werte, der eine Folge der „Umwertung der Werte“ auf Stufe 7 ist, führt bei allen Betroffenen zu einer dauerhaften Depression und zu der Unfähigkeit den Blick auf eine lohnendere Zukunft zu richten. Das es in einer solchen sinnleeren Talsohle (auch vielfach als „Erdloch“ beschrieben) zu suizidalen Tendenzen und Handlungen kommen kann, ist eine logische Folge. Dies ist eine Art „psychischer Bankrott“ eine „seelische Invalidität“, die alles in Frage stellt, an dem sie vorher so hing.

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Kann man den Weg durch den Burnout irgendwie beschleunigen?

Die Antwort ist leider: NEIN!!

Ironischerweise kann man den Heilungsverlauf poitiv beeinflussen, indem man es gar nicht erst versucht. Indem man versucht sich in sein Schicksal zu fügen und „es einfach abzuwarten“… Klingt total daneben: ist aber der einzige Weg. „Es dauert so lange, wie es dauert!!“

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Wie lange dauert denn so ein Burnout?

 

Die Antwort lautet leider in jedem Fall: es dauert sehr viel länger, als Dir lieb ist!!

Vergessen Sie nicht, dass es sich um einen  intensiven, erzwungenen Trauerprozess handelt, den sich Körper und Seele aufgrund eines manchmal lebenslang andauernden Ausbeutungsprozesse nun erzwungen hat! Wir haben manchmal viele Jahre sozusagen seelisch un körperlich „auf Kredit gelebt“ – wir haben immer abgehoben, aber nichts eingezahlt.

Sowas dauert, wenn es wieder in Ordnung kommen soll. Ordnungen müssen neu nachgelagert werden. Überfällige Erkenntnisse müssen getroffen und verstanden werden. Erholung muss nachgereicht werden. Dinge müssen neu bewertet, verabschiedet und betrauert werden.

Ein altes Leben geht zugrunde. Ein neues Leben entsteht.

Das dauert richtig lange…!

Und nur mal eben kurz sechs Wochen auf Therapie zu gehen, macht zwar oft den Kopf frei – bringt aber noch gar nichts in Ordnung…

 

 

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Hilft denn eine Therapie bei Burnout überhaupt?

 

Die Antwort ist: „JA, wenn es die richtige für Sie ist!!“

Aber: Eine Therapie ist dem Zusammenbruch eben immer nur nachgelagert! Darum können Sie keine Wunderheilungen erwarten.

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen diese Zeit des erzwungenen Stillstandes akzeptieren, ertragen und schließlich auch „geniessen“ zu lernen.

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen zu erkennen, wie Sie an diesen Punkt gekommen sind.

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen mit ihren eigenen Werten, Strategien, Motiven und Erfahrungen in Kontakt zu kommen und diese im Lichte der Ereignisse neu auszurichten.

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen mit der IST-Situation besser klarzukommen und Ihr Handeln darauf auszurichten

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen mit Ihrem Umfeld besser zurechtzukommen und zu kommunizieren

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen bei einer möglichen Wiedereingliederung

 

  • Eine Therapie hilft Ihnen dabei neue Ziele zu finden

 

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Stimmt es, dass es sieben Stufen zum Burnout-Plateau gibt?

 

Ja, das stimmt. Die Forschung hat sich auf sieben Stadien geeinigt.

Die Symptome werden zumeist in sieben Gruppen beschrieben. Weder gibt es eine zwingende Reihenfolge, noch treten immer alle Symptome auf. Nach meinen Erfahrungen, erreicht nur relativ selten der Burnout dann wirklich auch das Terminalstadium. Wenn das aber so ist, geschieht dies zumeist unerkannt. Also Achtung: wenn jemand in Ihrem Umfeld durch einen Burnout auffällig wird, oder davon spricht, benötigt er oft sofort professionelle Unterstützung! Sich selber überlassen kann so ein Burnout bis zum Suizid führen, weil derjenige einfach kein Licht mehr sieht.

 

Anfangsphase

- Hyperaktivität

- Gefühl der Unentbehrlichkeit

- Verleugnung eigener Bedürfnisse

 

Reduziertes Engagement

- Verlust positiver Gefühle, emotionelle Distanzierung vom Thema

- Allgemeines Gefühl abzustumpfen und härter zu werden

- Verlust von Idealismus

- Negative Einstellung

 

Emotionen

- Hilflosigkeit

- Unzulänglichkeit

- Verringertes Selbstwertgefühl

- Starke Stimmungsschwankungen

- Pessimismus, Fatalismus

- Gefühl von innerer Leere, Ärger und Aggressivität

- Ungeduld, Reizbarkeit und Nervosität

- Schuldgefühle

 

Abbau

- Konzentrationsschwächen (teilweise erschreckend massiv)

- Entscheidungsunwilligkeit bis zur Entscheidungsunfähigkeit

- Verringerte Initiative

- Verringerte Flexibilität

 

Körperliche Reaktionen

- Unfähigkeit zur Entspannung  

- Schlafstörungen, Albträume

- Muskelverspannungen

- Kopfschmerzen

- Gestörtes Eßverhalten (massive Gewichtszu-/ und abnahme)

- Tinnitus

- Schwindel

- Allergien

- Magen-Darm-Beschwerden

- Engegefühl in der Brust

- Herzklopfen, Herzrhytmusstörungen

- Reduzierte Immunabwehr (häufigere Erkrankungen)

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Verflachung

- Gleichgültigkeit, innere Unbeteiligtheit

- Rückzug aus dem sozialen Leben

- Aufgeben von Hobbys, Bekanntschaften, Verbindungen, …

 

Verzweiflung

- Depression 

- Zwänge

- Süchte

- Gefährliches Verhalten (suzidale Terndenzen)

- Unkontrollierte Gewaltausbrüche

- Rückzug

- Verlust der tragenden Werte/ Verlust der Identifikation

- Konfliktunfähigkeit/ Abtauchen

-Arbeitsplatzwechsel, oder Ausstieg aus dem Beruf

- Ehe-/ Beziehungs-/ und Familienprobleme

- Arbeitslosigkeit

- Verarmung

- Suizid

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Impressum

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